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Die Cultural Theory von Thompson: Ein universelles Modell für Gesellschaftsanalysen?

Gesellschaftspolitische Diskussionen wie ethisch-moralisch motivierte
Debatten weisen vielfältige Ambivalenzen auf und scheitern oft an unlösbaren
Wertkonflikten. Denk- und Verhaltensweisen von Mitgliedern einer bestimmten Kultur können dabei nicht so einfach durch Angehörige einer anderen bewertet werden. Kulturen und Kulturtheorien bilden eine Basis für die Erklärung von Konflikten sowie paradoxe Phänomene und Verhaltensweisen.

Die im deutschsprachigen Raum wenig verbreitete Cultural Theory von Thompson, Ellis und Wildavsky stellt ein „[u]seful tool for understanding political movements and throwing lights on human rights“ dar. Der Ausgangspunkt für die Entwicklung der Cultural Theory war die Frage danach, „welche Strategien […] Menschen an[wenden], um das Ausmaß an Solidarität, an Kooperation und Stabilität zu sichern, das für den Bestand von Gesellschaften unerlässlich ist“. Thompson, Ellis und Wildavsky begeben sich auf die Suche nach gesellschaftlichen Mustern und Strukturen, die in allen Gesellschaftsformen wiederzufinden sind, und geben eine Antwort darauf, wie solche Muster menschliches Verhalten bedingen?

Die Cultural Theory bildet eine Grundlage für die Analyse von Organisationen und Gemeinschaften. Mittlerweile hat sie sich aus dem rein akademischen Raum gelöst und findet praktische Anwendung im Bereich der Zusammenarbeit von Menschen sowie der Paradigmen- und Diskursanalyse bei Themen wie Sicherheitspolitik, Risikobewertung oder der Fällung von Entscheidungen.

Abgesehen von Kulturanalysen auf nationale oder ethnische Unterschiede zielend, bietet die Cultural Theory eine theoretische Basis für die Untersuchung öffentlicher Ordnungen, politischer Stile und Diskurse sowie Kulturen. Im Fokus der Cultural Theory steht die Erklärung kulturell determinierte  Handlungsmuster, wobei Thompson, Ellis und Wildavsky einen sehr weit gefassten Kulturbegriff verwenden und sich nicht auf nationale Kulturen beziehen, wie in vielen wissenschaftlichen Arbeiten, die in der interkulturellen Kommunikation zitiert werden. Thompson und Douglas liefern mit ihren Konzepten unter anderem auch einen wichtigen Beitrag für die kulturalistische Politikwissenschaften, die Kultur nicht mehr als Erklärungsvariable versteht, sondern als Kontext, in dem sich gesellschaftliches Leben abspielt. Die Universalität der Cultural Theory belegt Thompson in seinem Buch Organising and Disorganising. Darin zeigt er auf, wie Klassiker der Sozialwissenschaften von Durkheim über Weber bis hinzu Rousseau im Schema der Cultural Theory abgebildet werden können.

Cultural Theory ist „a general theory of social science, more properly perhaps, a
classification that provides us with a theory of social science theories“.

Eine umfassende Diskussion zur Cultural Theory (pdf)