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Bildungsgerechtigkeit #quergedacht

Der Entwurf einer Rede –  unredigiert, inspiriert von den Gedanken von Jacques Rancière und Michel Foucault.

Höher, schneller, weiter. Von Kindesbeinen an wachsen wir in diesem Wertekorsett auf. Was zählt: Leistung, oder eben das Elternhaus. Wer zu langsam ist, bleibt auf der Strecke. Bildungserfolg hängt vom Elternhaus ab. Zumindest hierzulande. Zu dem Ergebnis kommen unzählige Studien.

Die eigene Persönlichkeit entfalten? Wie denn, wenn du zu denen gehörst, die durchs Raster fallen, unsichtbar und unerhört bleiben? Und dann sollst du auch noch Verantwortung übernehmen und unser politisches, wirtschaftliches und kulturelles System mitgestalten. Wie denn, wenn du deine Stimme nicht erheben kannst und nie gelernt hast, dass du durch dein eigenes Handeln etwas Positives bewirken kannst, weil dir beigebracht wurde zu schweigen, nicht aufzufallen oder weil du einfach ignoriert wurdest?

Was kann eine Antwort auf das Mantra des höher, schneller, weiter sein? Ein Wertewandel zum freier, gerechter und solidarischer vielleicht. Denn Freiheit bedeutet die Möglichkeit selbst zu leben. Gerechtigkeit bedeutet gleiche Freiheit und gleiche Lebenschancen. Und Solidarität bedeutet füreinander einzustehen und sich gegenseitig zu helfen. Um diese Werte mit Leben zu erfüllen, bedarf es Menschen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten entfalten können und Verantwortung übernehmen. Doch woher kommen diese Menschen? Oder andersherum gefragt, wo verlieren wir genau diese Menschen? Was ist aus den Kindern geworden, die neugierig waren, bereit die Welt zu entdecken? Die wissensdurstig fragten „Warum?“. Und auch bei der 10. Antwort nicht locker ließen und noch einmal fragten „Warum?“. Kleinkinder, die von Natur aus altruistisch handeln, sind dem Menschenbild von freiheitsliebenden und solidarischen Menschen noch so nahe, im Vergleich zu vielen Erwachsenen. Was ist passiert?

Verloren gegangen? Aussortiert auf ihrem Marsch durchs deutsche Bildungssystem. Für wirkliche Potentialentfaltung fernab des neoliberalen Leistungsgedanken fehlt es an Zeit und Menschen. Und um ehrlich zu sein, doch vor allem am Willen, das Bildungssystem wirklich umzubauen und entsprechend zu finanzieren.

Um die Utopie einer freien, gerechten und solidarischen Gesellschaft mit Leben zu erfüllen, braucht es eine radikale Veränderung des heutigen Bildungssystems. Doch frei denkende, kritische und reflektierte Geister machen Angst. Sie könnten die Grundpfeiler unseres bestehenden Wirtschaftssystems zum Wanken bringen. Wer würde noch bedingungslos dem Wachstumsmythos folgen und grenzenlos konsumieren.

Eine solche Utopie bedarf eines Bildungssystems, dass die Werte lebt. Chancengleichheit alleine reicht nicht, wenn sie doch nur dem höher, schneller, weiter dient.

Lässt unser aktuelles Bildungssystem das zu? Wie sollte es aussehen, um eine freie, gerechte und solidarische Gesellschaft zu ermöglichen? Und welche Menschen erziehen wir im momentan System? Im Moment: vor allem Fragen auf der Suche nach Antworten.